Credit Suisse - Ein Versuch, erste Schlüsse zu ziehen
Wir dürfen es nicht mehr zulassen, dass es “Too Big to Fail“ gibt
Am Sonntagabend gaben die UBS und die Credit Suisse bekannt, dass die UBS die Credit Suisse für 3 Mrd Franken übernimmt. Wie kam es dazu?
Rückblick
Massive Geldabflüsse aus der Bank, ausgelöst durch Gerüchte in den sozialen Medien, hatten die Bank bereits im Oktober letzten Jahres an den Rand des Zusammenbruchs gebracht.
Letzte Woche meldete sich die Krise zurück:
Die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) Mitte März schürte zunächst die Angst vor einer neuen Bankenkrise.
In diesem Zusammenhang stürzten am Mittwoch die Äußerungen eines saudischen Großaktionärs die Credit Suisse ins Chaos:
Ammar Al Khudairy, Aufsichtsratschef der Saudi National Bank, die knapp zehn Prozent an der Credit Suisse hält, antwortete in einem Interview mit Bloomberg TV auf die Frage, ob seine Bank bereit sei, im Notfall frisches Kapital nachzuschießen: „Die Antwort ist absolut nein, und zwar aus vielen Gründen, die einfachsten sind regulatorischer und rechtlicher Natur“. Obwohl das inhaltlich kein Unterschied zu davor bekannten Positionen beinhaltete, brach der Aktienkurs daraufhin zeitweise um 30 Prozent ein.
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag stellte die Schweizerische Nationalbank schließlich Liquiditätshilfen in Höhe von 50 Milliarden Franken zur Verfügung. Doch die Wirkung der Intervention verpuffte bereits am Freitag. Die Kunden zogen massiv Geld ab, so dass
die Credit Suisse Abflüsse von Bankeinlagen in Höhe von zehn Milliarden Franken pro Tag verkraften musste. Den staatlichen Institutionen in der Schweiz blieb in dieser Situation nichts anderes übrig, als einen Notverkauf der Credit Suisse an die UBS einzuleiten.
Bis zum Schluss hat die Credit Suisse alle regulatorisch vorgesehenen Standards eingehalten. Die Bankenregulierung konnte den Fall der Credit Suisse also nicht verhindern.
Übernahme
Die #UBS übernimmt die Credit Suisse für drei Milliarden Franken. Dies ist, gemessen an den in der Vergangenheit vielfach höheren Bewertungen der Credit Suisse, ein sehr geringer Preis. Die Schweizerische Nationalbank unterstützt die Übernahme mit umfangreichen Liquiditätshilfen in Höhe von 100 Milliarden Franken. Es ist die größte Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren.
Die UBS zahlt 0,76 CHF pro Aktie, wie das Finanzinstitut mitteilte. Der Kaufpreis entspricht einem deutlichen Abschlag auf den jüngsten Börsenwert - zum Handelsschluss am Freitag notierte die Credit-Suisse-Aktie bei rund 1,86 Franken (die Marktkapitalisierung lag also bei über sieben Milliarden Franken). Zum Vergleich: Vor einem Jahr lag der Kurs noch über 7 CHF.
Im Jahr 2022 belief sich die Bilanzsumme der UBS auf umgerechnet 1030 Milliarden Euro, während die Credit Suisse eine Bilanzsumme von umgerechnet 535,44 Milliarden Euro aufwies. Die UBS verzeichnete einen Gewinn von 7,6 Milliarden Dollar, während die Credit Suisse einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken auswies. Derzeit beschäftigt die UBS über 72.000 Mitarbeiter, während die Credit Suisse mehr als 50.000 Mitarbeiter hat. Es wird befürchtet, dass der geplante Zusammenschluss zu Tausenden von Arbeitsplatzverlusten führen könnte.
Einordnung
Ein Konkurs hätte wohl schwerwiegende Folgen für die nationale und internationale Finanzstabilität und damit auch für die Schweizer Volkswirtschaft gehabt. Die Credit Suisse gilt als "Too Big to Fail" – zu groß, um pleite gehen zu können.
Zur Unterstützung der Notfusion erhält die UBS nicht nur umfangreiche Liquiditätshilfen von der SNB, die Schweizer Regierung sichert zudem Übernahmerisiken in Höhe von neun Milliarden Franken ab.
Mit der Übernahme entsteht ein Bankenriese, der noch größer ist. Das Problem "Too Big to Fail" wird sich also noch verschärfen.
Meine Meinung
Die UBS hat vermutlich sehr günstig eine große Bank gekauft, und lässt sich das noch durch den Schweizer Steuerzahler absichern. Das Risiko liegt also beim Steuerzahler, während die Chance bei den UBS-Aktionären liegt.
Insgesamt zeigt sich, dass die sehr detaillierte Bankenregulierung nicht den schützenden Rahmen bietet, wie wir geglaubt haben. Wenn das der Fall ist, dann muss man sich die Frage stellen, ob die kostenintensive Regulierung in dieser Größenordnung berechtigt ist, oder ob wir als Politiker hier nur eine Scheinsicherheit einfordern. Vielleicht wäre die bessere Möglichkeit, Banken in der Größe zu deckeln. Wir dürfen es nicht mehr zulassen, dass es “Too Big to Fail“ gibt.
